KunstVerein Ahlen
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Förderpreis junge bildende Kunst 2015
Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten
Information zur Ausstellung
In der Ausstellung zeigte der KunstVerein die 72 Arbeiten, die von jungen Talenten zum Wettbewerb um den "Förderpreis junge bildende des KunstVereins Ahlen" eingereicht worden sind. Die Arbeiten bieten einen guten Überblick über das vielfältige Schaffen junger Künstler und waren durchweg von erstaunlicher Qualität sind.
Wie in jedem Jahr, wurde das Titelbild der Ausstellung von einem Preisträger des Vorjahres geschaffen. Diesmal von Carina Kehne.
Die Wettbewerbsjury, die in diesem Jahr aus Susanne Buckesfeld (stellvertr. Leitserin des Kunstmuseums Ahlen, Kunsthistorikerin), Silvia Fassel (freischaffende Künstlerin, Geschäftsführerin des Kreiskunstvereins Beckum-Warendorf, Kunsthistorikerin) und Patrick Borchers (freischaffender Künstler, künstlericher Mitarbeiter der Universität Dortmund) bestand, hat sich entschieden, einen ersten, einen zweiten und einen dritten Preis vergeben und hat sechs lobende Anerkennungen ausgesprochen.
Die Preisträger 2015, die die Wettbewerbsjury benannt hat, sind
Tiara Schmidt - 1. Preis
Hannah-Julietta Bruns - 2. Preis
Selinay Kamali - 3. Preis
Lobende Anerkennungen erhielten: Melisa Aslan, Jakob Gosda, Nele Heuser, Lars Schulte, Ester Wiesing und Mert Yurtseroglu
Ihre Entscheidung begründete die Jury wie folgt:
Aus der großen Anzahl von Bewerbungen - die sich in diesem Jahr insgesamt durch eine hohe Qualität auszeichneten - hat die Jury des Förderpreis Junge Bildende Kunst 2015 drei besonders herausragende Positionen ausgewählt und Ihnen jeweils einen Preis zuerkannt.
Die gewählten Arbeiten zeichnen sich zum Einen durch Ihren besonders eigenständigen und reflektierten Umgang mit dem gewählten Thema und zum Anderen durch einen präzisen Umgang mit dem verwendeten Medium und einer der Arbeit entsprechenden Präsentation aus.
Der 1. Preis wird vergeben an Tiara Schmidt.
Die Zeicheninstallation "Zukunft ist Vergangenheit" von Tiara Schmidt interpretiert zeichnerisch zahlreiche Portrait- bzw. Familienfotos. Sie präsentiert diese in sich geschlossen als Installation an der Wand. Mit präzise gezeichneter, monchrom gehaltener Linie beschränkt Sie sich auf das inhaltlich Wesentliche. Die abgebildeten Personen stehen im Mittelpunkt, der weitere Kontext ist, wenn lediglich angedeutet und erahnbar. Durch die gewählte Motivik, die Verwendung verschiedenfarbiger Zeichenpapiere und die installative Hängung erzeugt Tiara Schmidt Assoziationen eines privaten, fast intimen Fotoalbums. Sie thematisiert in Ihrer Arbeit auf eine leise, sensible und exemplarische Art und Weise das Miteinander zweier Kulturen. Dieser selbstverständliche Zugang zum Thema erscheint, gerade auch in Bezug auf die aktuelle länderübergreifende politische Situation, hoch aktuell und ist damit als äußerst gelungen zu betrachten.
Der 2. Preis wird vergeben an Hannah-Julietta Bruns.
Die Arbeit "In Bewegung" von Hannah-Julietta Bruns besteht zu einem Teil aus zwei Animationen, die einen scheinbar endlos laufenden und einen immerfort trinkenden Hund zeigen. Ein weiterer Teil Ihrer Arbeit besteht aus kleinformatigen Aquarellen, die den Animationen als Bildmaterial dienten. Neben Ihrem handwerklich- technischen Geschick, sowohl bei der Erstellung der Aquarelle, als auch deren anschließender Animation, reflektiert Hannah-Julietta Bruns das Phänomen des Bewegtbildes an sich. Durch das gemeinsame Präsentieren der drei Arbeiten werden die Begriffe Bild und Bewegung, beziehungsweise die Illusion von Bewegung in Form von Film, grundlegend und treffend thematisiert. Dieses tut Hannah-Julietta Bruns darüber hinaus auf amüsante Weise und mit einer Leichtigkeit, die dazu animiert, länger vor den an sich kurzen Filmsequenzen zu verweilen und diese immer wieder mit den originalen Aquarellen abzugleichen.
Der 3. Preis wird vergeben an Selinay Kamali.
Die Plastik "Stop Now" von Selinay Kamali thematisiert auf besondere und auffallende Art und Weise das weite gefasste Feld von Krieg und Gewalt. Glaubt man auf den ersten Blick ein sich maschinell bewegendes, kinderspielzeugartiges, fast amüsant anmutendes Gerät zu sehen, entpuppt sich Ihre Arbeit bei genauerem Hinsehen als eine sehr eigenständige und ernstzunehmende plastische Arbeit. Selinay Kamali gelingt es, dass der Betrachter sich - gelockt durch eine sich um die eigene Achse drehende Hand in Siegesposition und einem heroisch anmutenden Sound - der Arbeit nähert, um ihn dann unweigerlich und detailreich mit dem Thema zu konfrontieren. Aus dem Kontrast der unkonventionellen Verbildlichung einer gewaltvollen Szenerie und der Ernsthaftigkeit des Themas, entsteht ein außergewöhnliches, zuweilen merkwürdig fesselndes Gesamtbild, dass gleichermaßen irritiert wie Interesse weckt.
Für ihre Arbeit "I don't judge, I admire", Zeichnung
wurde Melisa Aslan
von der Jury eine Lobende Anerkennung zuerkannt
Wie kleine Momentaufnahmen füllen die gezeichneten Figuren von Melisa Aslan ein Blatt Papier. Mit den akkurat gezogenen Konturen und deckend schwarz angelegten Flächen lebt die Zeichnung vom Kontrast zwischen Schwarz und Weiß. Zu sehen sind, meist in frontaler Ansicht, Jugendliche, die würdevoll ihre Eigenart, ja ihre Andersartigkeit behaupten. Aslan beschäftigt sich mit Aspekten der Identität wie den äußerlichen Insignien jugendlicher Subkultur, mit sexueller Orientierung, Ethnie, körperlicher Behinderung und Religion. Lakonisch und ohne Anklage zu erheben, erzählt Aslan vom produktiven und lustvollen Umgang mit jenen Faktoren, die uns allzu leicht in Schubladen stecken. Zur hohen Qualität der Arbeit trägt zudem auch der Titel bei.
Für seine Argbeit "Sorglosigkeit", Zeichentrickfilm
wurde Jakob Gosda
von der Jury eine Lobende Anerkennung zuerkannt
In seinem mit großer Liebe zum Detail produzierten Zeichentrickfilm "Sorglosigkeit" beschäftigt sich Jakob Gosda auf ebenso allgemeingültige wie originelle Weise mit dem Vergehen der Zeit. Zu sehen ist ein älterer Mann, der sein Leben von Kind an Revue passieren lässt und sich die Frage stellt, was am Ende vom Leben übrig bleibt. Trotz aller technischen Perfektion bleibt der zeichnerische Duktus der zugrunde liegenden animierten Blätter sichtbar erhalten. Zwischen Comic und Kinderzeichnung, lockt uns Gosda in seine persönliche Welt der bewegten Bilder, um vor unseren Augen ein zeitloses memento mori aufzublättern, das die Frage nach dem eigenen Tod mit Kreativität, Schönheit und Leichtigkeit beantwortet.
Für ihre Arbeit "MUSCIAL", Zeichnung
wurde Nele Heuser
von der Jury eine Lobende Anerkennung zuerkannt
Auf vier langen, schmalen Papierbahnen hat Nele Heuser von oben bis unten schwarze Fußspuren hinterlassen. Der Titel der Arbeit deutet darauf hin, dass Musik beim Zeichenprozess die Schritte gelenkt hat. Sichtbar sind die Spuren eines performativen Aktes, die aus der Ferne betrachtet eine abstrakte All-over-Struktur ergeben, die durch die unterschiedliche Dichte des Farbauftrags einen wogenden Rhythmus erzeugt. So lässt sich nicht nur die wechselnde Dynamik des zugrunde liegenden Musical-Tanzes imaginär nachvollziehen, auch die Kohärenz der gesamten vierteiligen Arbeit ist schlüssig. Zwischen Körper und Zeichen, Abstraktion und radikalem Wirklichkeitsbezug entfaltet MUSICAL seinen großen ästhetischen Reiz.
Für seine Arbeit "Banane im Kopf", Fotoserie
wurde Lars Schulte
von der Jury eine Lobende Anerkennung zuerkannt
Mit seiner witzigen Foto-Story "Banane im Kopf" verhandelt Lars Schulte die aktuelle Diskussion um ethnische Stereotype und damit verbundenen Ängste besonders originell. Verkleidet mit einem exotisch wirkenden Karnevals-Affenkostüm, tritt der Protagonist, teils absurd, teils bedrohlich im Hintergrund lauernd, an verschiedenen Orten im öffentlichen Raum auf, die zum Teil auch als so genannte Angsträume gesehen werden können. Im Park, auf dem Spielplatz oder auf einem unwirtlichen Hof mit Garagen bedroht er scheinbar unbescholtene Jugendliche mit einer harmlosen Banane als Waffe. In den klug komponierten Fotografien nimmt Schulte gängigen Szenarien der Angst, wie sie besonders in der aktuellen Diskussion um Kriminalität unter Flüchtlingen aufflammen, auf überaus geistreiche Weise den Stachel und entlarvt sie als Zerrbilder der Realität.
Für ihre Arbeit "Kalaschnikow's Romanze", Öl, Acryl, Ölkreide auf Leinwand
wurde Ester Wiesing
eine Lobende Anerkennung zuerkannt
Aus Reihen von an einer Achse gespiegelten Silhouetten einer Kalaschnikow hat Ester Wiesing mit flächigem, plakativem Farbauftrag ein auf den ersten Blick harmloses, ja fröhliches abstrakt- ornamentales Muster geschaffen. Erst beim genauen Hinsehen wird ersichtlich, dass es sich um die stilisierte Form jener Waffen handelt, die spätestens seit den Anschlägen der RAF in den 1970er-Jahren als Insignien des Terrors gelten. Hinter der starkbunten Flächigkeit verbirgt sich jedoch noch eine andere Ebene: kippt man das hochkante Bildformat um 90 Grad im Uhrzeigersinn, ist die weiße, naturalistische Zeichnung eines Hasen zu erkennen, der sowohl an Albrecht Dürers berühmtes Bild des Nagetiers erinnert, als auch Anklänge an Joseph Beuys Aktion "Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt" von 1965 aufweist. Die ungewöhnliche Thematisierung von Gewalt, Tod und Kunst gibt dem Motto "Ornament und Verbrechen" des Architekten Adolf Loos eine ganz neue Wendung.
Für seine Arbeit "Trump's Idiocracy", Kugelschreiber auf Papier
wurde Mert Yurtseveroglu
von der Jury eine Lobende Anerkennung zuerkannt
Die Zeichnung mit farbigem Kugelschreiber von Mert Yurtseveroglu befasst sich in der Art der politischen Karikatur mit einigen der absurden Äußerungen von Donald Trump, des republikanischen Kandidaten für die Vorrunde der US-amerikanischen Präsidentenwahl. Die Übermacht seiner Worte wird durch die aus der Untersicht gezeichnete, das Blatt dominierende Figur Donald Trumps mit seinem Slogan "make America great" angezeigt, von dem die Vertreter des Wahlvolkes buchstäblich in die Ecke gedrängt werden. Die Folgen jener "Idiocracy", der Herrschaft des Idioten, zeigen sich auf der rechten Bildseite im bedrohlich sich erhebenden Grenzzaun zu Mexiko. Mit seiner ausgeklügelten Komposition und durch die verständliche, einfallsreiche Bildsprache schafft Yurtseveroglu eine bissige Kritik politischer Demagogie.