KunstVerein Ahlen
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Urban Art Projekt "Stadtbesetzung"
"Urban Art" meint zeitgenössische Kunst im öffentlichen städtischen Raum, die sich überwiegend unautorisiert in vielfältigen Ausdrucksformen insbesondere mit dem Stadtraum und dem urbanen Leben auseinandersetzt. Sie hinterfragt die Bedingungen, unter denen das städtische Leben stattfindet und regt im besten Fall Diskurse darüber an, indem sie verschönert, unterhält, stört, überrascht oder irritiert.
Mit dem Verbundprojekt zu diesem Thema knüpft das Kultursekretariat NRW Gütersloh an seine langjährige Auseinandersetzung mit den verschiedenen Aspekten der Kunst im öffentlichen Raum an und erweitert sie um eine aktuelle Perspektive. National und international diskutierte Künstler und Teams wurden eingeladen, in den Mitgliedstädten tätig zu werden, wobei vor allem darauf geachtet wurde, möglichst vielfältige Möglichkeiten der urbanen Interventionen vorzustellen. Dies reicht von der mittlerweile schon klassischen "Street Art" mit Graffitis und Wandbildern über experimentelle Formen der Aneignung des Stadtraumes bis hin zu eher performativen und temporären Formaten.
Der für diese Kunstrichtungen wesentliche Aspekt des situativen Agierens, des spontanen, subversiven und teilweise auch unautorisierten Handelns soll in diesem Projekt so weit wie möglich erhalten bleiben.
Im Rahmen dieses Projektes haben ab dem 28.08.2015 die drei Künstler
- Stefan Brand "Brandstifter" (Mainz)
- Benjamin Abele "SWEZA" (Berlin)
- Garvin Dickhof (Viersen)
Aktionen und Projekte im öffentlichen Raum der Stadt Ahlen durchgeführt. Sie haben auf unterschiedliche Weise Eingriffe im öffentlichen Raum vorgenommen. Visuelle oder akustische Interventionen verändern die Wahrnehmung einer Situation oder eines Ortes. Die Bewohner Ahlens waren bei allen Projekten eingeladen, sich aktiv zu beteiligen.
Projektzeitraum: 28. August bis 30. September 2015
Brandstifter: Asphaltbibliotheque - Lost & found in Ahlen
Der Aktionskünstler Brandstifter hat in einer performativen Begehung für zwei Tage (28. / 29.08.2015) Ahlen aufgesucht, um dort im öffentlichen Raum Fundzettel (weggeworfene Notizen, Einkaufszettel, Fotos, (Kinder-) Zeichnungen etc.) vom Boden aufzusammeln. Die Fundstücke wurden vom Künstler gesichtet und anschließend für die am folgenden Tag (30.08.2015) stattfindende experimentelle Leseperformance mit Musik vorbereitet. Im Zusammenspiel mit dem Musiker Friedrich Müller (Hamm) am Piano entstand ein spannender Dialog aus Worten und Klängen, der auf ungewöhnlichste Weise Alltägliches und Künstlerisches in sich vereinte.
SWEZA: Projekte Luftblasen/Rückspiegel/Klangreflektion/Q-Radio
Mit vier Projekten werden unsere Seh- und Denkgewohnheiten auf den Kopf gestellt. Überwachungskameras, aus denen Seifenblasen sprudeln, irritieren die Menschen in der Einkaufsstraße der Stadt. Bei "Q-Radio" werden Radios mit QR-Codes auf ein Kassetten-Video mit Musik verlinkt.
Die Abbilder der Kassettenrekorder besitzen allerdings anstelle des Kassettenfachs einen QR-Code. Wenn man diesen QR-Code mit seinem Smartphone einscannt, wird man auf ein Video weitergeleitet, welches eine Kassette abbildet und Musik abspielt. Im Zeitalter des Smartphones stößt der Beobachter somit auf ein Retro-Gerät, welches kaum noch produziert wird, und erfährt mittels Hightech-QR-Codes die Bestimmung seiner ursprünglichen Funktion.
Bei der Aktion "Rückspiegel" kann man sich mit Hilfe von Webcams (hier der Stadt Ahlen), die man ebenfalls über QR-Codes erreicht, selbst beobachten.
Bei der "Klangreflektion" werden an versteckten Orten im Stadtraum Töne und Geräusche aufgenommen. Diese Klänge werden danach wieder über kleine Lautsprecher in den Stadtraum hineingebracht. An verschiedenen Orten - zum Beispiel im Stadtpark - kann man diese Klänge entdecken, bei einem Spaziergang oder einer Ruhepause auf einer der Parkbänke. Diese poetische Intervention konnte leider nicht dokumentiert werden, da sie bereits nach wenigen Minuten dem Vandalismus von alkoholisierten Parkbesuchern zum Opfer fiel.
Garvin Dickhof: Grasbausteine
Die Plattierung der Innenstädte lässt den Pflanzen kaum eine Chance. Vereinzelt zwängt sich das Grün durch die Fugen. Im Projekt "Grasbausteine" wird der Natur Raum gegeben. Dafür werden an mehreren Orten in der Innenstadt vereinzelte Gehwegplatten aus dem Gehweg genommen und an ihrer Stelle werden Verbundsicherheitsglasplatten eingesetzt. Unterhalb dieser Glasfläche ist im Boden ein Aluminiumrohr eingelassen. Eine kleine Pflanze wird auf den Grund gepflanzt. Nachdem die Glasplatte alles verschließt, bildet die Pflanze eine eigene Atmosphäre. Die Menschen im Stadtraum können über den Projektzeitraum die Entwicklung des "Mini-Gewächshauses" beobachten.
