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Barbara Koch - Trophäen
24.06. bis 07.08.2016

Barbara Koch
Barbara Koch

Information zur Ausstellung

"Mich interessieren die Grenzen zwischen Versuchung und Vergiftung, Anziehungskraft und Widerwillen. Ich erzeuge Spannungsfelder zwischen Macht und Ohnmacht. Ich interpretiere Entfremdung." So ein Zitat der in Dortmund lebenden Künstlerin zu ihrer Arbeit. Und in der Tat erscheinen die aktuell in der Stadt-Galerie präsentierten, zumeist aus Silikon hergestellten und geformten Objekte wie Produkte einer künstlichen Welt. Der Eindruck des Artifiziellen wird durch die grelle, oft neonhafte Farbigkeit noch verstärkt. Diese organisch anmutenden Schöpfungen wirken ebenso bedrohlich wie verletzlich. Als Wand- oder Bodenobjekte oder aber als raumgreifende Installation der "Warteraum-Serie" bevölkern leuchtend pinkfarbene zylinderförmige Objekte unterschiedlicher Größe Wand- und Bodenflächen und scheinen in einer langsamen Bewegung den kompletten Raum einzunehmen,  gleich einer Wucherung, die langsam fortschreitet und alles überlagert.

Barbara Koch arbeitet seit geraumer Zeit mit Silikon als Hauptmaterial für ihre Objekte. "Ein Material, das durch seine hautwarme Taktilität und die samten schmeichelnde Textur immer in direkter Konnotation zu Lebewesen und Beseeltem gelesen werden muss. Die zusätzliche Eigenschaft dieses Materials, als abgeformte Hülle auch leblosem Modell ein eigenes Leben abzuringen, darf als weiteres Motiv angenommen werden, welches die Künstlerin zu ihrer Verwendung von Silikon bringt. Darüber hinaus muss auch die Flexibilität des Materials im Wort - wie im übertragenen Sinne als wesentliche Eigenschaft der Arbeiten genannt werden, die ab 2004 unter dem Obertitel Lab Sweets entstehen. Der Serientitel als solcher ist bereits ein Hinweis auf die süße Versuchung, die den scheinbar dem Labor entsprungenen Schöpfungen innewohnt. Auf der Grenze zwischen Versuchung und Vergiftung balancieren die Objektbilder, die der Natur entnommene Formen verwenden, allerdings nur, um sie sogleich zu übersteigern und zu überbieten. Die Farbigkeit sticht ins Auge, es werden phosphoreszierende oder fluoreszierende Pigmente eingesetzt und einer Formoberfläche eingeschrieben, die häufig biomorphe Strukturen assoziieren lässt. Aber auch überformte Phantasielandschaften oder geheimnisvoll vergrößerte Details aus biologischen Zellstrukturen lassen sich in den Arbeiten dieser Serien sehen. Die Oberflächenstruktur bedient sich in klassischer Manier eigener künstlerischer Modellierungen oder, auf der anderen Seite, der Realität entnommenen Gegenständen wie zum Beispiel Dichtungen, Schläuche aus der Silikonindustrie, Tabletten oder Unterwäsche.

Die Installationen schließlich, die neben den plastischen, den Bildraum und Bildumriss sprengenden Arbeiten der Serie Lab Sweets entstehen, sind von der Verwendung all der Techniken und Materialien, wie sie bereits erwähnt wurden, durchdrungen und um das Element der Inszenierung, der Bildung von anatomie-analogen Gruppen und Figuren und Figurengruppen ergänzt.

Die raumgreifende Art, in der diese Werke von Barbara Koch die Entfremdung und Vergiftung der sozialen und natürlichen Umwelt als potentielle Vergiftung unseres Sehens thematisieren und ins Bild setzen, lässt den Betrachter schaudern, zurückweichen, es lässt ihn in der Faszination des Bedrohlichen womöglich sogar aufgehen, eines aber wird nicht passieren: dass er von Barbara Kochs Arbeiten als Rezipient unberührt bleibt." (Peter Schmieder)

Vita von Barbara Koch