Information zur Ausstellung

In seiner zweiten Ausstellung des Jahres zeigte der KunstVerein Ahlen Arbeiten des Berliner Künstlers Christian Pilz. "Christian Pilz sucht zeichnerisch die labyrinthischen Konstruktionen eines Weltenbaus, der, obwohl reale Figurationen diese Architekturen bevölkern, nichts mit Realismus zu tun hat.  Seine Netzwerkzeichnungen erinnern an die "Caceri d'invenzione", an die phantastischen Entwürfe von Kerkern des Giovanni Battista Piranesi, der diese zum Teil unterirdischen Gewölbe erfunden hat, um seiner überbordenden Phantasie Herr zu werden. Auch sie stehen über das Kunststück hinaus für die unerträgliche Enge des Herzens, sind Metapher für ein Zeitgefühl, was sich in diesen monströsen Schichtungen ein Bild sucht. Der Mensch - gleichwohl Erbauer dieser Welten - spielt kaum eine Rolle. Er ist dieser Welt hoffnungsloser Untertan, Staffage einer nihilistischen Zwecken dienenden, der Natur restlos entfremdeten Welt.  Die unglaublichen, auch an Eschers optische Täuschungsmanöver erinnernden Zeichnungsgewebe von Christian Pilz, denen offensichtlich ein konstruktiver Wahn zugrunde liegt, sind Ausdruck eines Zeitgefühls, das unsere Gesellschaften nicht gerade als lichte Organisationsformen wertet." (Prof. Dr. Eugen Blume)

"Wenn Christian Pilz zeichnerische Welten auf Papiergrund baut, meint man dem Entwerfen einer urbanistischen Vision von modernem Stadtleben beizuwohnen. Diese Welt ermöglicht dem Betrachter zugleich eine metaphorische Aufsicht auf die Bedingungen seines eigenen Lebensraumes. Die nackte Linie ist das Webmaterial dieser gezeichneten Welten, deren Vokabular Graphitfelder, dichte Strichflächen, schraffierte Kuben, hauchfein linierte, geometrische Körper, aber auch Stühle, Lampen, Tische, Treppen, Schubladen, Reagenzgläser und Stahlträger bilden. (...) Die präzise gearbeitete und jederzeit sichtbare Linien-Kontur der einzelnen Bauelemente, die in ihrem Zusammenspiel die Tektonik der "Parallelwelten" des Christian Pilz formulieren, finden ihre Entsprechung im metaphysischen Grund einer unsichtbar ins Bild eingeschriebenen Linie. Der Künstler zeichnet tropische Bewusstseinsbilder und lässt vor dem sich bewegenden Betrachterauge das Ektoskelett der realen Außenwelt in Form eines Negativbildes erstehen.

Der Künstler zeigt uns auch bildnerisch Zweierlei: einen Moment des Stillstands, in der die Funktionsweise der jeweiligen Welt offengelegt und sinnfällig wird, und ihre Antriebs-Mechanik in Form von Flaschenzügen, Fahrradketten und Spulenläufen ohne den sie bewegenden Künstler auskommen muss. Das "Gemacht-Sein" eines Weltsystems steht vor Augen. In der Abwesenheit des Menschen drückt sich außerdem ein Bild des simultanen Werdens und Vergehens dieser Welten ab, die sich selbst erhalten und ohne menschliches Zutun bewegen, sich seinem Zugriff entziehen." (Rebecca Jäger).

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