KunstVerein Ahlen
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Förderpreis junge bildende Kunst 2014
Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten
15.01. bis 15.02.2014
Am Wettbewerb um den Förderpreis junge bildende Kunst des KunstVereins Ahlen, der dank der großzügigen Förderung der Sparkasse Münsterland Ost auch für 2014 ausgeschrieben werden konnte, haben sich 71 junge Künstler mit ihren Arbeiten beteiligt. Mit 71 jungen Künstlern war es die bislang größte der Wettbewerbsausstellung seit der ersten in 2010.
Wie gewohnt belegten die eingereichten Arbeiten ein breites Spektrum künstlerischen Schaffens, Zeichnungen, Gemälde, Installation und Plastiken von erstaunlicher Originalität. Die Qualität der Arbeiten zeigte ein erfreuliches überdurchschnittliches Niveau. Die teilnehmenden jungen Künstler stellten sich mit ihren Arbeiten dem kritischen Urteil der Jury und der Öffentlichkeit zu recht selbstbewusst.
Wie in jedem Jahr, wurde das Titelbild der Ausstellung von einem Preisträger des Vorjahres geschaffen. Diesmal von Marie Simon, die mit dem Werk das Thema ihrer Wettbewerbsarbeit "Oppidum Candium" neu interpretierte.
Die Wettbewerbsjury, die in diesem Jahr aus Susanne Buckesfeld (Kunsthistorikerin), Elke Seppmann (freischaffende Künstlerin) und Ulrich Möckel (freischaffender Künstler) bestand, hat sich entschieden, zwei erste Preise und drei zweite Preise zu vergeben und hat drei lobende Anerkennungen ausgesprochen.
Die Preisträger 2014 sind
1. Preis: Carina Kehne und Asil Cihangir
2. Preis: Tamara Friedrich, Celina Ricci und Emre Cetiner
Lobende Anerkennungen erhielten: Lars Gummich, Kelly Schmalz und Kira Zingsheim
Ihre Entscheidung begründete die Jury wie folgt:
Angesichts der Vielzahl der hochwertigen Eingaben zum diesjährigen Förderpreis Junge Bildende Kunst hat sich die Jury entschieden, insgesamt zwei erste und drei zweite Preise zu verleihen, die sich qualitativ jedoch nicht nennenswert voneinander unterscheiden. Jede der Arbeiten ist jeweils in ihrer Kategorie - Fotografie, Zeichnung, Collage, Installation - von hoher künstlerischer Eigenständigkeit geprägt. Die Jury erkennt in den Arbeiten der Preisträger/innen künstlerische Schaffensprozesse, die in ihrer intensiven Auseinandersetzung mit der selbst gewählten Kunstform, dem Thema, dem Material und der Art der Präsentation besonders herausstechen.
Der erste Preis geht an Asil Cihangir für seine Installation "Visuelle Realität" mit bearbeiteten Fotos und Datenkabeln. Die mehrteilige Arbeit besticht besonders durch die Originalität der Bildidee und durch ihre hohe formale Qualität. Entstanden ist ein zwischen Realität und Absurdität changierender Foto-Roman mit der eigenen Person als Protagonisten. Cihangir verbindet dabei auf eigenständige Weise die Ästhetik von Smartphone-Apps, E-Learning-Plattformen und Games und zeigt, wie virtuelle Ausdrucksformen die Realität durchdringen. Eine weitere Ebene des Werkes eröffnet sich durch die performative Selbstinszenierung in verschiedenen Rollen. Die visuelle Erzählung bietet dem Betrachter durch ihre logischen Brüche ein überraschendes Bild davon, wie Identität im analogen und im virtuellen Raum spielerisch konstruiert werden kann.
Der erste Preis geht an Carina Kehne für ihre mehrteilige Arbeit " Angst - Tod - Ebola", bestehend aus ebenso reduzierten wie ausdrucksstarken Zeichnungen. Kehne greift ein Thema von großer Aktualität und Dringlichkeit auf und interpretiert die aus den Medien allseits bekannten Bilder neu. Durch die mehrfache, differenzierte Bearbeitung teils gleicher Motive wird die Monotonie der ständig aufs Neue reproduzierten Medienbilder entlarvt. Gegen die scheinbare Objektivität der Kamera setzt Carine Kehne die individuelle Ausdruckskraft ihres sicheren Strichs, so dass die Bedrohlichkeit der hochansteckenden Krankheit besonders überzeugend vor Augen geführt wird. Da von Details abgesehen wird, entstehen Bilder von hoher Symbolkraft, die für die menschliche Angst um Leib und Leben generell stehen.
Der zweite Preis geht an Emre Cetiner für seine Arbeit "Arabeske - Nachkunst". Die aus mehreren Auflagen eines Künstlerbuchs im Fanzine-Format bestehende Arbeit überzeugt durch ihre eigenständige Bildsprache und die hohe Qualität der Präsentationform. Reduzierte, teils zu Ornamenten stilisierte Zeichnungen, die zwischen Comic-Ästhetik und expressiven Bildzeichen changieren, ergeben eine nur vordergründig lineare Bilderzählung. In der lockeren und assoziativen Reihung und der Kombination mit Text ermöglichen sie es dem Leser/Betrachter, eigene Deutungen des Geschehens zu entwickeln. Der Untertitel der Zeitschrift "Ehtnography, Galata, Sub-Creation, Drawing" spielt ebenfalls mit dem Bedeutungsreichtum von Bild und Text vor dem Hintergrund kultureller Diversitätserfahrung.
Der zweite Preis geht an Tamara Friedrich für ihre Fotoarbeit "Selbstdarstellung". Die zugrunde liegende Collage kombiniert Fotografien, die Friedrich in verschiedenen Lebensphasen von der frühen Kindheit bis zur Gegenwart zeigen, mit aus Zeitschriften ausgeschnittenen Schlagwörtern. So erscheint die Dargestellte inmitten von Beschwörungsformeln und Glücksversprechen des modernen (weiblichen) Lebens. Zentral angeordnet ist ein fotografisches Selbstportrait, das besonders durch die hohe Qualität der Aufnahme überzeugt. Einige Worte wie "Anerkennung" und "Sympathie" erscheinen als Lichtprojektion auf dem Körper der Dargestellten und verbinden sich symbiotisch mit ihrer Person. Tamara Friedrich greift das Thema der Identitätsfindung mit ungewöhnlichen, auch formal bestechenden Mitteln auf.
Der zweite Preis geht an Celina Ricci für ihre Arbeit "o.T.", bestehend aus Holz und Papier auf Spanplatte. Das vielschichtige Szenario, das an den Längsschnitt der Innen- bzw. Außenwand eines Hauses erinnert, evoziert gleichzeitig die Geborgenheit eines Wohnzimmers und die Coolness von urbanen Lebensräumen, die durch die Einbeziehung von Graffitis gekennzeichnet sind. Möbelfragmente, Parfüm-Werbung, Familien- und Passfotos sowie Graffiti-Elemente sind gekonnt zu einem kohärenten Bildganzen gefügt. Formal verbindet Ricci dabei skulpturale, malerische und collagierte Elemente miteinander, so dass eine ambivalente Räumlichkeit entsteht. Die Ästhetik der Warenwelt scheint trotz bestehender Brüche alle Lebensbereiche zu durchdringen.
Eine lobende Anerkennung wurde Lars Gummich für seine mehrteilige Foto-Arbeit "o.T." zuerkannt. Die konzeptuelle Arbeit besteht aus Fotografien von Ortseingangs- und Ortsausgangsschildern der Stadt Münster. Hommage an eine der beliebtesten Städte Deutschlands und Abgesang auf die Provinz verbinden sich mit einem Augenzwinkern.
Eine lobende Anerkennung wurde Kelly Schmalz für ihre Collage-Arbeit "Reflection-Sit-Down", bestehend aus überarbeiteten Fotos und Spiegelscherben, zuerkannt. Neben der hohen Qualität der Ausführung überrascht die Komplexität der in Foto und Bild reflektierten Zeit- und Realitätsebenen.
Eine lobende Anerkennung wurde Kira Zingsheim für ihre Zeichnung "Ausgrenzung" zuerkannt. Sie greift das Thema mit einer äußerst reduzierten, aber originellen Bildsprache auf und besticht durch die Sorgfalt der Ausführung.