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Susanne Britz und malatsion: lirum larum laborum
12.06.bis 19.07.2015

Copyright Susanne Britz und VG Bild-Kunst
Copyright Susanne Britz und VG Bild-Kunst
Copyright bei malatsion, 2015
Copyright bei malatsion, 2015
Copyright bei malatsion, 2015
Copyright bei malatsion, 2015
Copyright bei Susanne Britz und VG Bild-Kunst, 2015
Copyright bei Susanne Britz und VG Bild-Kunst, 2015
Copyright bei Susanne Britz und VG Bild-Kunst, 2015
Copyright bei Susanne Britz und VG Bild-Kunst, 2015

Information zur Ausstellung

In seiner zweiten Ausstellung zeigt der KunstVerein Ahlen Arbeiten der Berliner Künstlerin Susanne Britz und der in Frankfurt lebenden französischen Künstlerin malatsion.

Gemeinsamer Bezugspunkt der zwei künstlerischen Positionen ist die Auseinandersetzung mit dem Thema "Labor". War das Labor zuerst genuiner Ort naturwissenschaftlichen Experimentierens, so sind heute fast alle Lebensbereiche unserer industriellen Zivilisation von Prozessen und Produkten des Labors durchdrungen. Dieser geradezu mystische Ort wird im kollektiven Bewusstsein in Verbindung gebracht mit methodischer Exaktheit und exaktem, überprüfbarem Wissen. Damit ist der Glaube daran verbunden, dass Fortschritte in der Wissenschaft zu einem stetigen Anstieg des Lebensstandards der Menschheit beitragen.

Künstler setzen sich mit dem Thema "Labor" ganz unterschiedlich und auf jeweils eigene Art auseinander, sei es Faszination oder Entmystifizierung. Manche verstehen sich als Forscher, die auf der Suche nach einer Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft sind. Meinen es die Künstler mit der Forschung in der bildenden Kunst ernst? Oder spiegelt dieser Trend ein wachsendes gesellschaftliches Infragestellen von Fortschritt und wissenschaftlicher Wahrheit wider? Nicht zuletzt ist das gesellschaftlich allgegenwärtige Labor und seine ortspezifische Ästhetik eine Inspirationsquelle für Werke, die mit den Mitteln der Kunst nach anderen Formen der Erkenntnis suchen als denen, die uns die Wissenschaft bieten kann.

Bei den ausgewählten Arbeiten taucht man ein in Labore, die sich gleichsam bühnenhaft im Ausstellungsraum ausbreiten. Derart inszeniert, verschiebt sich der Blickwinkel - weg von einer strengen wissenschaftlichen Betrachtung - hin zu einer sich weitenden poetisch-philosophischen Annäherung. Die Methodologie wissenschaftlichen Experimentierens dient dann vor allem als Vorbild für eine spielerische künstlerische Versuchsanordnung, die von subtilem Humor bestimmt ist. Es bleibt geheimnisvoll, was im Labor produziert wird, trotz Offenlegung der Herstellungsverfahren. Fiktion vermischt sich mit einem fantasievollen Formenspiel, zwischen Poesie des Absurden und Umkehrung der wissenschaftlichen Absichten.

Susanne Britz zeigte die Wandinstallation "Nullversuch", bestehend aus Fotografien, überarbeiteten Fotografien und Alltagsobjekten. Ausgangspunkt hierfür ist ein im Rahmen eines interdisziplinären Stipendiums im Künstlerdorf Schöppingen durchgeführter Versuch. Als Objekte dieses Experiments dienten vor allem Alltags- und Einrichtungsgegenstände der Künstlerunterkunft. Zwei Experimentiertagebücher, in denen das mehrwöchige Experiment dokumentiert wurde, bilden den Ausgangspunkt der auf den konkreten Ausstellungsraum bezogenen Wandinstallation.

Der Titel der Wandinstallation "Nullversuch" - im eigentlichen Sinne ein Referenzversuch zur Eichung einer Messapparatur - verweist mehrdeutig auf das Vorbild naturwissenschaftlichen Experimentierens. Das Fotografieren und Dokumentieren des Versuchs wird Teil des Versuchs und führt zu dessen Verselbständigung.

In ihrer Skulptureninstallation "© semons" ließ malatsion die Natur als Produkt von Laborversuchen erscheinen. Üppige Pflanzen werden zu kühlen weißen Designobjekten - eine gekennzeichnete Natur nach Schnittmustern.

Die Installation besteht aus zwölf Skulpturen, Kanistern und Schläuchen, und zwölf an Ständern hängenden Zeichnungen. Die Skulpturen sehen wie stilisierte große weiße Pflanzen in eckigen Kübeln aus, die aus Kanistern mit einer geheimnisvollen weißen Flüssigkeit genährt werden. Die einzelnen Elemente jeder Pflanze sind jeweils penibel nummeriert und gekennzeichnet. Die an den Ständern angebrachten Zeichnungen, die an botanische Tafeln oder technische Diagramme erinnern, zeigen jeweils im Maßstab 1:1 die einzelnen Teile einer Pflanze.

Als Ganzes betrachtet, bilden die vielfältigen Pflanzenobjekte eine sonderbare Waldkulisse, in der die Natur nur noch als Produkt menschlicher Arbeit fortbesteht. Die Künstlerin lässt die Frage offen, ob die Arbeit als eine Metapher heutiger wirtschaftsorientierter Naturforschung oder als Utopie bzw. Dystopie gesehen werden kann.

In einer zweiten Installation interessiert sich malatsion für weitere Prozesse im Pflanzenlabor, das Sammeln, Identifizieren und Konservieren. Wie in der Wunderkammer der vergangenen Jahrhunderte gibt das Laborsetting - ein beleuchteter langer Hochtisch - den gesammelten Objekten und dem Laborprozess einen etwas mysteriösen und sakralen Schein.

Vita von Susanne Britz und malatsion